Montag, 27. Mai 2013

Schreiben vs. Schnellschreiben

Die Welt hat mich wieder. Nach einem echt toughen Weekend genieße ich normale Schreibzeit und meinen gewohnten Alltag. Der Start in meine Schriftdolmetscher-Ausbildung war unglaublich - anstrengend, faszinierend und motiverend zugleich. Also, wer teils das Thema Schnellschreiben als Hauptaufgabe eines Schriftdolmetschers sieht, der irrt gewaltig. Ich bin dann keine Schnellschreibtippse, wie unser Dozent aus Germany lächelnd erzählte, sondern ein Dolmetscher mit ausgeprägter Empathie sowie psychologischen und sozialen Fachwissen. Und je mehr er an diesem Freitag erzählte, desto größer wurde meine Begeisterung. Mein Bauchgefühl war richtig gewesen, denn gerade ich, die sich mit Eifer und auch menschlichem Interesse in ihre Aufgaben vertieft, kann aus dem Vollen schöpfen und mein Wunsch nach einer sinnvollen und nachhaltigen Tätigkeit ist mehr als erfüllt. Vor allem kann ich mein Schreiben fortsetzen und zusätzlich mit dem Schreiben anderen Menschen helfen.

Ich kann sehr schnell schreiben, ich schreibe relativ fehlerlos und blind, aber am Samstag ging es in unserem ersten Schnellschreibtraining richtig ans Eingemachte. Obwohl ich jeden Tag lange, oft wirklich lange, am PC sitz, war das etwas ganz anderes. Die Fingerübungen mit bestimmten Buchstabenfolgen aus dem 10-Finger-System waren schon mal ein tougher Einstieg, dann kam eine 10 - Minutenabschrift, die vor allem für die Anschlagszahl interessant war. Mein Tempo war super, bereits im Nahbereich des eigentlichen Kurszieles im nächsten Frühjahr und das hat mich gefreut. Dennoch muss ich täglich trainieren, noch besser, noch sicherer, noch schneller werden. Das geht mit Hilfe von Kürzellisten (was mir auch beim Buch dann zugute kommt...), mit der Verwendung von Wörterbüchern etc. Eine halbe Stunde vor Kursende dachte ich, jetzt wird es noch weitere Basics gaben, dabei kam der Hammer: eine halbe Stunde lang Abschrift auf Tempo. Und ehrlich, ich schreibe wirklich schnell und lange, aber nach den ersten 15 Minuten fing ich plötzlich an, Wörter zu bewerten. Gefällt mir, schreibt sich leicht, nee, mag ich nicht, warum hab ich Depp mir nicht zuvor schon Kürzellisten gemacht (allein, wie oft in dem Text Aktiengesellschaft, Aktionär, Dividende, etc vorkamen .grr). Geistig fing ich an, mir virtuell Buchstaben aus dem Nirvana zu fischen, immer wieder kamen solche Blackouts, dann ging es wieder, aber die Ankündigung des Endes tat mir nicht weh. UND - das Feedback der Trainerin freute mich extrem. Trotz der Müdigkeit, der ungewohnten Technik bzw. Neuland konnte ich - ohoh! - meine Leistung trotz ganz anders empfundener Gefühlslage - noch steigern.

Aber, fragt nicht, wie der Tag danach weiterging. Kaum lag ich auf dem Sofa zum Ausrasten, war ich weg. Jetzt bau ich mir einen individuellen Schreibtrainingsplan, nach ich mich bis zum nächsten Modul im Juni hoffentlich erneut steigern und verbessern kann. Ich habe dann bereits zwei Praktikumseinsätze bei Einrichtungen für Hörgeschädigte, auf die ich mich sehr freue. Letztlich will ich eines erreichen: eine wirklich sehr gute Leistung als Schriftdolmetscherin erbringen, die neben Qualität auch deshalb gern gebucht wird, weil bisherige Klienten zufrieden waren und mich gern weiterempfehlen. Was gibt es schöneres Lob als aus dem Munde von Leuten, denen wir damit helfen können, barrierefrei zu leben und zu arbeiten?!

So, nachdem das Weekend überstanden ist, bin ich happy, dass ich wieder mehr Zeit fürs Bloggen habe (geht in Zukunft auch schneller dank Kürzellisten und gesteigertem Schreibtempo) und nicht vergessen: Ich arbeite auch schon intensiv am Upload fürs nächste e-book. Sollte mich nicht jemand unfreiwillig sabotieren oder aufhalten, wird das am 1. Juni sein, anlässlich des Geburtstags meiner verstorbenen Mutter, die diesen historischen Roman noch lesen konnte, aber seine Veröffentlichung nicht mehr erleben durfte. Drum drängt es mich jetzt ... schönen Abend wünsch ich euch und man liest sich wieder. Ich freue mich.

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